Die ersten Vermerke über Bralewitz (polnisch Bralewnica) finden sich in kirchlichen Archiven datiert auf den 19. Mai 1346 unter Privileyum Bralewicz.
Dies und weitere Quellen der Informationen bis zum Ende des 18. Jh. verdanke ich Dr. Jerzy Szwankowski aus Tuchel und der Abhandlungen von Kurt Fünfeich aus
Adamkowo »» Die Dörfer des Kreises Tuchel, Bralewitz (Bralewnica), Paul Panske aus Brus (" Die Familie Rhode auf dem Freischulzenhof zu Granau" und "Urkunden der Komturei Tuchel")
   Das Dorf und Gutshof kommen in Vermerken am Ende des XIII Jahrhunderts als Besitz der Abtei der Zisterzienser aus Byszewo vor (33 Hufe ~ ca. 560 ha).
Von 1335 bis 1415 gehörte das Gut der Kastellanei Reetz in der Komturei Tuchel.
Am 19. Mai 1346 wurde das Gut durch den Hochmeister des Ordens der Brüder des Spitals Sankt Maria des Deutschen Hauses von Jerusalem Heinrich Dusemer von Arfberg (Heynrich Tusemer) nach dem Kulmer Recht gegründet.
Der Empfänger der Urkunde war Michael von Kossow »» Privileg Bralewicz.
Im Jahre 1466 gehört das Gut königlichem Besitz der Starostei Tuchel und bleibt noch viele weitere Jahre.
  Im Jahre 1753 wird das Gut vom Ehepaar Jacob und Hedwig Klawitter erworben, kann aber den Besitz nicht eintragen, da die Starostei Tuchel Lutheranern keinen Grundbesitz erlaubte.
J. Klawitter verkauft darauf das Gut an den Katholiken Peter Rhode, der wiederrum Bralewitz an J. Klawitter für 3 Jahre verpachtet.
Schliesslich im Jahre 1765 auf der Basis eines königlichen Dokuments (vom König Stanisław August) wird Bralewitz an das Ehepaar Peter und Eva Rhode verpachtet (»» "odpis oryginalnego lecz uszkodzonego dokumentu
króla Stanisława Augusta"), die Übergabe geschah aber erst 1766. Im Jahre 1768 stirbt Peter Rhode und seine Witwe lässt eine Abschrift des Pachtvertrages anfertigen, die im Gericht zu Tuchel teilweise erhalten blieb.
  Im Januar 1769 heiratet Eva Rhode (geb. Schulz) den Adligen Andreas von Prądzyński aus Żabno (Zeugen: Jakub Prądzyński aus Żabno, Jan Tusiński aus Dziedno und Ignacy Schulz aus Jelenz).
Eva stammt aus einer Koschneiderfamilie (Schultz und Risop), der verstorbene Ehemann Rhode gehörte auch einem weitverzweigten Koschneiderklan aus Granau (Granowo).
1793 ist das Gut 19 Hufen gross (später hat man Wilhelmsaue dazu gekauft) und hat 42 Bewohner von denen sich 8 als Deutsche bekennen, 7 als Polen, 7 Kaschuben... der Rest macht keine Angaben.
Im Jahre 1815 wird Bralewitz entgültig von den Prądzyńskis gekauft sowie einige Nachbargüter wie Wałdowo, Mała Klonia, Adamkowo i Przyrowa.
Allerdings gehörten die "von Aubracht-Prądzyński" schon früher zum kaschubischen Landadel (»» kaschubischer Landadel)
   Erst seit mitte des 19. Jahrhunderts sind die verfügbaren Daten relativ reichlich vorhanden.
Die feste Bebauung des Gutes erfolgte gegen 1865. Die Unterlagen sind im weiteren Zeitverlauf
nahezu lückenlos, da die Grundbucheintragungen die folgenden Kriege überdauert haben.
Der Grundriss der Bebauung hat sich seitdem kaum geändert, es ist eine fast geschlossene
Rechteckanordnung, wo sich nur das Landhaus auf der Westseite leicht absetzt.
  Nach Andreas Prondzynski (verheiratet mit Eva geb. Schultz), hat Bralewitz sein Sohn Josef übernommen
und danach sein Sohn Jan (aus erster Ehe Josefs mit Marcela Frydrychowicz).
Er hatte 5 Kinder, die bis auf eine Ausnahme spätestens in 2. Generation ohne Nachkommen blieben.
Nur sein Sohn Leo(Leon) geb. 1840 und verheiratet mit Rozalia geb. Radoy führte die Geschäfte weiter.
   Im weiterem Verlauf der Geschichte wurde das Gut von der Tochter Alojza übernommen, die mit
Józef Ossowski verheiratet war.
Leon Prądzyński starb 1916, Józef Ossowski 1921. Józef Ossowski und Alojza Prądzyńska hatten drei
Töchter, von denen die älteste Wanda, nach Auszahlung der Geschwister, den Besitz übernahm.
Die Geschäfte gingen schlecht, die Böden des Gutes waren mies, sie eigneten sich im besten Falle
für den Anbau von Kartoffeln. Hinzu kam noch die Notwendigkeit der Parzellierung von der Teilfläche,
die von der polnischen Bodenreform 1925 erzwungen wurde. Familienstreitigkeiten, die Abzahlung
der Kredite für die Auszahlung der Geschwister haben den neuen Besitzern den Rest gegeben.
Wanda Ossowska hat zuvor Valentin Rakowski, einen armen Offizier, geheiratet.
  Bevor es zu der o.g. Parzellierung kam, brach der 2. Weltkrieg aus. Die Frontlinie verlief am
Waldrand von Bralewitz, die Gebäude waren nicht betroffen. Da Polen dem Nachbarn Herrn Wehr
den Gutshof abgebrannt hatten, vermutete meine Familie, dass er Bralewitz übernahm. Erst ca. 60 Jahre später konnte ich herausfinden, was tatsächlich passiert war: Herr Dittmann, der als Verwalter bei Wehr arbeitete, nutzte die Gelegenheit
und besetzte Bralewitz. Die bisherigen Besitzer fanden zuerst
Unterschlupf in Tuchel, danach landeten sie im Lager Lebrechtsdorf (Potulice).
Nach dem Krieg wurden die bisherigen Besitzer kraft Bodenreform enteignet, da die Gesammtfläche
des Gutes ca 545 Hektar betrug und über der festgesetzten Marke von 50 Hektar lag.
   Die gesamte Anlage d.h. die Ackerflächen, Wälder, Wirtschaftsgebäude und das Gutshaus sammt Parkanlage wurden verstaatlicht und der LPG Wieszczyce zugeschlagen.
Seitdem wurde in die Gebäude nichts investiert und sie verfielen zunehmend in den letzten 50 Jahren. Erst im Jahre 2016 wurde das Gutshaus mit den Mitteln des Denkmalschutzes komplett saniert.
Dazu wurde auch die 1,6 km lange Straße von der Kreisstraße bis zum Gutshaus erneuert sowie die 180 Meter am Gutshaus selbst.
Im September 2017 habe ich Bralewitz noch mal besucht. Positiv: eine neue Fassade, neue Zufahrtsstrasse und eine Kläranlage hinterm Haus. Aber das war wohl alles. Im Inneren hat man gar nichts getan. Da wo vorm Krieg 4 Personen lebten, drängeln sich jetzt 7 Familien und unzählige Hunde und Katzen.
Von der alten Parkanlage blieb nichts übrig, da über 70 Jahre lang die Abwasser alles in eine Kloake verwandelten. Die Wirtschaftsgebäude gegenüber werden bald in sich zusammen fallen.